Fahrräder

 MAN KANN ES SO MACHEN, MAN MUSS NICHT




Das alte Ding
Sperrmüll
Bahnhofsleichen
Ladenhüter


Gewohntes


neu gesehen



PATELLI "CHAMPION"



 
         

    

        

    

 












MEISTER




Nach Rahmennummer Baujahr Mitte 1920er Jahre, annähernd 100 Jahre alt...


 

 ...eines Tages, damals schon hochbetagt, zum Familienmitglied geworden, seitdem von zwei Generationen gefahren,

zuletzt ein Schattendasein gefristet, nun in neuer Gestalt wieder da:





 


 
                                               






Man hat damals ein Tretlagergehäuse an dieses Rad gebaut, in das sich heute ein Standard-BSA-Cartridge-Lager nach JIS-Norm einschrauben lässt, folglich steht eine anständige Auswahl an Kurbeln zur Verfügung, was die Alltagstauglichkeit enorm steigert. 
Mit Klemmkeil...!





  Gediegen zum Einkaufen radeln und derweil gnädig dem gemeinen Volk  
zuwinken. Man fährt bequem und aufrecht, mit den für diese Rahmenform
typischen Verwindungen im Fahrrad, woran man sich schnell gewöhnt. Nicht für sportliche Ambitionen, sondern das Dahingleiten gemacht.











SURSEE SINGLE

Runtergekommenes Rennrad, schöner Rahmen, für 20€ erstanden,


beim Zerlegen bald der Schrecken: Das Sitzrohr an mehreren Stellen übel durchgerostet, im Rohr ein alter Lumpen. Rost durch Kondenswasser im Textil hat von innen nach außen das Rohr durchgefressen.

 

Der Rahmen zu schade zum Wegschmeissen. Saubermachen, innen ausschleifen, mit Mike-Sander-Fett einlassen, lange Sattelstütze opfern und innen auf die richtige Höhe bringen, sodass noch genug Sitzrohr übrig für die eigentliche Sattelstütze. Dann von außen verschrauben und vernieten. Dadurch sogar noch einige Schraubpunkte für Verschiedenes gewonnen. Jetzt ist auch die trashige Optik vorgegeben.


 


 





 




Bisher das günstigste Pferd im Stall. Da noch einiges im Fundus, manches von nem Bekannten fast geschenkt, etwa 85€. Und Spaß machts auch. Ganz das Richtige für die Stadt. Kann man auch getrost am Bahnhof anschließen.







TREK

















 











Der BMX-mäßige Alu-Rahmen, kombiniert mit dem breiten Lenker und den fetten Reifen, macht eine coole Mischung. Die Besitzerin fährt darauf äußerst bequem UND flott, und das Rad taugt sogar für die große Tour mit Gepäck.






SOME PEOPLES JUNK IS OTHER PEOPLES TREASURE

Was man auf Sperrmüllhaufen so alles findet...




GUDEREIT MERAL




Der Zustand soweit noch in Ordnung, dass nur aufpumpen nötig ist für eine Testfahrt, woraufhin eine bestimmte junge Dame sofort ihren unbedingten Wunsch anmeldet, dieses Fahrrad haben zu wollen.
Der Alte kann es nun nicht lassen, Hand anzulegen und ein ALLTAGSTAUGLICHES Fahrrad daraus zu machen. Zerlegen, alles durchsehen, Verschlissenes ersetzen. Bremsen und Antrieb ertüchtigen, zuverlässige Beleuchtung, Spritzschutz, Gepäckträger.

Fast das Wichtigste: SCHÖNHEIT!

Aber das ist Ansichtssache... was soll das denn sein, Schönheit? An welcher Stelle steht die "Ästhetik"? Ist Schönheit das Äußerliche, Gefällige, Augenscheinliche? Drückt sich damit noch etwas anderes aus? Ist das Empfinden, etwas sei schön, subjektiv, oder ist etwas Allgemeingültiges dabei, auf das sich mehrere verständigen können? Wie dem auch sei, hier der Versuch, das nicht zu hoch zu hängen und vernünftig zu bleiben.


 




              

Leichtes, schnelles Gerät, mehrfach tourenerprobt, gepäcktauglich. Muss immer mal dem Wachstum und den sich verändernden Bedürfnissen einer Jugendlichen angepasst werden.
 Warum sind Jugendräder so oft "moderne" schwere und überladene Dinger? 
Irgendwie oversized, Hauptsache bunt?






Vom selben Sperrmüllhaufen:




EXPRESS


Auf den ersten Blick eine schrottige, halbverweste Leiche


Schludrig verlegte Züge, drumgeschlungene Kabel, klebriges Klebeband, Plastik. Unter anderem der Umwerfer. Geht das?

 


 
Rahmenschalter angeschellt, aus versprödetem Kunststoff...
...und die Gabel scheint verzogen. Schaltwerk ist an so einem angeklemmten Zubehörblech befestigt, wie es früher bei "Rennrädern" oft üblich war. Geht schon, aber unbefriedigend.


Alles mit Lackfarbe übergepönt. Aber das Firmenschild macht neugierig!




Nach und nach alles freigelegt, entschlackt, entlackt. Es kommt erstaunliches zutage:

 
wunderschöne Rahmendetails, sichtbares Handwerk, filigrane Rohre, sportliche Gene











Nachforschungen im Netz
 (zu empfehlen für Freaks, die alles ganz genau wissen wollen: http://www.fahrradsammler.de/index.php?article_id=1, zumindest ergiebig bei älteren deutschen Fahrradherstellern), 
haben ergeben, dass dieses Rad etwa Mitte-Ende 1950er Jahre produziert wurde. (Prägung am Gabelschaftrohr sagt 2.54, könnte ein Produktionsdatum sein, andere Indizien, u.a. die Rahmennummer, sprechen für später)

Das Netz erzählt:

Dieses Fahrrad steht stellvertretend für ein sehr aufschlussreiches Kapitel deutscher Industriegeschichte, darüber hinaus der deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.

 Die Express-Werke werden teils als ältester Fahrradhersteller auf dem europ. Kontinent benannt, gegründet 1863 in einem ländlichen oberpfälzischen Kaff von jüdischen Händlern, der Familie Goldschmidt; wohlgemerkt wurde erst 1861 (!) jüdischen Mitbürgern die Gewerbefreiheit zugebilligt - Also zusätzlich auch ein Kapitel deutscher Diskriminierungsgeschichte! 

Im Zuge des Ausbaus der Eisenbahn und durch Innovationsgeist und unternehmerischen Mut entwickelt sich der Ort Neumarkt zum Industriestandort und das Unternehmen Goldschmidt vom Handel mit Eisenwaren zum produzierenden Gewerbe, erst von patentierten Kochherden (bis dahin wurde meist noch über offenem Feuer gekocht...), dann auch von Fahrrädern, später auch motorisierten Zweirädern und sogar Autos und Rüstungsgütern vor und während dem 1.Weltkrieg.

Die ersten Fahrräder sind Hochräder und Tricycles, "Velocipeds".
1893 wird das erste Mal für ein Diamantrahmen-Fahrrad der Name "Express" verwendet.

Was dann folgt, nach sechs Jahrzehnten des erfolgreichen Aufstiegs eines typischen Gründerzeit-Unternehmens, ist das finsterste Kapitel der deutschen Geschichte. 1933 Machtübernahme durch die Nazis, 1938 Enteignung und Raub jüdischen Besitzes, d.h. Verkauf des Unternehmens weit unter Wert, die sog. "Arisierung" (die Kochherdsparte wurde von Buderus übernommen, die Firma existiert heute noch), der 2.Weltkrieg, in den Express-Werken werden Rüstungsgüter produziert.

Nach dem Krieg Wiederaufbau, bald stellt sich der, auch internationale, Erfolg wieder ein - 1955 der höchste Poduktionsstand an Fahrrädern in der Firmengeschichte - dann die Zweiradkrise als Folge der Automobilisierung. 1958 Übernahme der Express-Werke durch die Zweirad-Union, 1959 endgültiges Aus für Fahrräder aus Neumarkt. Express wird noch als Marke für Fahrräder der eher billigeren Sorte weitergeführt.

https://www.mittelbayerische.de/bayern-nachrichten/die-pioniere-auf-dem-velociped-21705-art864186.html

Eine schön zusammengefasste Erzählung dieser Geschichte findet sich auf:

https://www.rennrad-news.de/forum/threads/e-f-ag-express-fahrrad-ag-neumarkt-i-d-oberpfalz.119998/page-2

Da gibt es sicher noch eine große Menge herauszufinden und mehr zu forschen. z.B. was wurde aus den Besitzern, nachdem sie enteignet wurden? Konnten sie wenigstens noch emigrieren? Von Carl Marschütz, einst Angestellter der Brüder Goldschmidt und der eigentliche Initiator der Fahrradproduktion bei den Express-Werken, späterer Gründer von Hercules in Nürnberg 1886, kann man lesen, dass er, ebenfalls Jude, ebenfalls enteignet wurde. Er konnte nach Kalifornien emigrieren.

 https://www.velobiz.de/news/125-jahre-zweiradgeschichte-von-carl-marschuetz-bis-sfm-veloQXJ0aWNsZS82NTQzbiz

 Auf sowas kann man also stoßen, wenn man das Baujahr eines Sperrmüllfahrrads zu bestimmen versucht... Interessanter Sperrmüllhaufen!

Also weiter im Thema:

Eine andere Gabel als Ersatz für die verzogene originale,














an den Ausfallenden (interessant die in der Szene "Blechausfaller" genannten) werden an den Schraubösen Anschlussplatten für den geplanten Gepäckträger und das Schaltwerk montiert, das Schaltauge so vorgekröpft, dass es in der Flucht mit dem Ausfallende steht. Doch, es ist genug Platz, innen neben der Anschlussplatte, für Zahnkranz und Kette. Wenig, aber es reicht.

 

am Anlötsockel ein schöner Schalthebel fürs Schaltwerk angebracht, sowie am Sitzrohr ein Schalthebel für den Umwerfer, schließlich braucht man den ja nicht so oft. 
Oh Mist, man braucht ihn ja doch ganz schön oft! Naja, jetzt ist er da halt, muß man vorm Berg und wenn man oben ist eben nochmal zwischen den Beinen durch nach dem Hebel suchen. Geht schon.

 















Für die Bremszugführung nach hinten auch eine Lösung gefunden, aus Leder. Bewährt sich seitdem, wird jetzt öfter gemacht. Leder statt Plastik.

 

                        Überhaupt Leder: 
Der zugegebenermaßen exotische Lenker hat sich als toll herausgestellt, denn das Rad wird im Alltag, aber auch im Urlaub auf langen Touren bewegt, und da der Fahrer eher lang ist und der Rahmen kurz und steil baut, hat es sich als sehr entspannend bewährt, vielfältige Griffpositionen zur Verfügung zu haben. Dazu tragen auch die Bremsgriffe bei, da der ganze Lenker zum Greifen frei ist. Die Lederumwicklung ist das i-Tüpfelchen.

 













Der Lenker sieht erstmal ungewöhnlich aus - oder komisch? - aber es ist doch entscheidend, wie etwas aussieht, wenn es benutzt wird.

Mit Leder lassen sich auch andere Sachen gut, dauerhaft und veränderbar befestigen, z.B. Flaschenhalter...

 Oder schützen, wie z.B. Austritte innenverlegter Kabel. Wie auch immer: Man kann es so machen, man muss nicht.










Dieses Fahrrad ist nicht mehr original, es ist durch Zeit und Besitzerwechsel x-mal umgeformt, und in seinen ca. 65 Jahren trotz allem nicht zu Müll degradiert, aber auch nicht zu einem Museumsstück stilisiert worden. Es ist ein Stück Massenware, das seine sehr individuelle Entwicklung sichtbar macht. Und es hat seinen Gebrauchswert schon längst bewiesen.






VICTOR





Das Dauerprojekt


Damals, als Ersatz für den leider geklauten Vorgänger, als Alltagsrad hergenommen. Die Lampe zeigt schon erste Anzeichen einer hybriden Entwicklung: Der leidigen Ära der Seitenläufer-Dynamos mit ihren Funzelbirnchen wurde das Ende erklärt, auf Batterie mit LED umgebaut. Batterie allerdings auch nicht so geil...


 













Die historische Stempelbremse mit nur symbolischer Verzögerung wird teilweise umgebaut, unter Beibehaltung des Bremshebels: Andere Gabel mit Cantilever-Bremsen, kombiniert mit Seilzug und Umlenkrollen. Funktionierte nicht ganz schlecht.

Dann wurde Victor ins Koma versetzt.

Die Wiedererweckung.
Es soll wieder ein täglich gefahrenes Gerät entstehen mit hohem Gebrauchswert, mit Ergänzungen und Verbesserungen (?), mit hohem Recycling-Anteil bzw Gebrauchtteilen.

Erste Maßnahme: Das alte Glocken-Tretlager fliegt raus, da die Lagersitze ausgeschlagen sind, das Lager nur mit Gewalt zu öffnen und schlecht einzustellen ist, außerdem abgenutzt; Ersatzteile sind schwer zu bekommen.
Es soll ein modernes BSA-Lager verwendet werden. Stichwort Gebrauchswert.
Nur: Das Glockenlager-Gehäuse ist dafür nicht geeignet, anderer Durchmesser, kein Gewinde...


Ein kaputter Rennradrahmen wird geschlachtet, das Tretlagergehäuse rausgetrennt, denn: Mit etwas Nacharbeiten passt dessen Außendurchmesser in den Innendurchmesser des Glockenlager-Gehäuses!

 
 So soll das also da rein...
Die weißen Flecken überall sind Schleiereulenscheiße, Spuren der Jahre in der Scheune.


Altes Gehäuse innen geschliffen, neues Gehäuse außen geschliffen, ordentlich Mike-Sander-Fett drauf, warm machen; das Ding gleitet mit kräftigen Holzhammer-Schlägen "saugend" hinein.

 
Genau ausmitteln! Sechs Kernlöcher bohren, sechs Gewinde schneiden, sechs Schrauben innen bündig kürzen, verschrauben,

 

Tretlager einschrauben, Voila!



Später, wenn alles montiert ist, sieht das so aus:



Das also ist eine Tretlager-Gehäuse-Implantation...!
 Der in Teilen sichtbare Zug ist der Schaltzug, befestigt mit:
                                                     LEDER

Der Gepäckträger:
Soll diesmal keinen Korb tragen, sondern Packtaschen. Er soll sich schön harmonisch in die Linien einfügen, klein und dezent.
In der Bucht fündig geworden, gebraucht, älteres Modell, fast perfekt,


nur der Abstand zum Reifen ist zu eng, da die Gepäckträgerstreben irgendwie zu kurz sind.
Da kann man sich ein paar Adapterplatten machen, um die richtige Höhe zu bekommen, und gleich noch die Sache leicht nach hinten zu verlagern, damit das alles nicht so an den Sitzstreben klemmt.














Denn zwischen Gepäckträger und Rad sollen ja noch die dampfgebogenen Eschenholz-Spritzschutzleisten passen, die die Schutzbleche ersetzen.
Echt jetzt?



 Dunkel eingelassen, matt klarlackiert, einstellbare Streben, können sie sich schön genau im Radius der Räder fast unsichtbar machen.



Weitere Modifikationen kommen hinzu, zB nochmal eine andere Gabel mit V-Brakes, neue Räder mit Nabendynamo und einer 7-Gang-Rücktrittnabe vom Marktführer samt leider etwas klobiger Schalteinheit. (Trauer um die wunderbaren ewighaltbaren F&S-Dreigangschalter- eh eine der besten Schaltungen...) 
Für das breitere Einbaumaß des neuen Hinterrades muß der Rahmen hinten um ca. 10mm aufgespreizt werden. Der Rahmen, aus Stahl alter Güte gefertigt, kann weich genug sein, um das zu verkraften. Aber ein gewisses Risiko bleibt: Ein Bruch wäre möglich; wahrscheinlicher aber, dass sich der Rahmen ungleich öffnet und die Spur nicht mehr stimmt. Da muß man sich Mühe geben und vorsichtig vorgehen. Und möglichst die Kontrolle behalten und immer wieder nachmessen und bei Bedarf nacharbeiten.

Den alten Brooks-Sattel irgendwie noch ein bisschen repariert, da vorne am einreißen, 

LED-Beleuchtung (Kabel sollten in die Rohre, Stecker zwischen verschiedenen Bauteilen gelötet, schön schlank, nicht gecrimpt, um etwas trennen zu können, aber nicht endgültig, Stecker mit Schrumpfschlauch geschützt; wo frei mit Leder umwickelt -herrlich-)




Jetzt muß das Ergebnis eine Weile ausprobiert werden.Erste Probefahrten sind vielversprechend verlaufen. Der Fahrer von Victor ist ein großgewachsener Typ mit langen Gliedmaßen, und die lange gestreckte Rahmenform mit den nicht so steilen Rohrwinkeln war schon früher ideal für seinen Körperbau und Fahrweise.
 Durch die andere Gabel ist scheinbar der Nachlauf kleiner geworden, bei langsamer Fahrt macht sich ein nevöseres Lenkverhalten bemerkbar. Wenn man jedoch schneller wird, ist auch tadelloses freihändiges Fahren möglich, was dafür spricht, dass die Spur auf einer Linie liegt und der Rahmen gerade geblieben ist.




Vom ursprünglichen Fahrrad ist im Laufe
der Jahre nur noch der Rahmen übrig geblieben,
https://www.velopedia.online/Document/Show/1361 ...da haben wir wieder die Zweirad-Union... der etwa von Mitte 1960er datiert. Wieder, wie schon beim EXPRESS, hat sich aus einem Stück Massenware, Rahmennummer im siebenstelligen Bereich, ein durch Nutzung, Besitzer und Umstände bedingtes "Schicksal" eines Gegenstands entwickelt. (Dies trifft eigentlich ja auf jeden in diesem Blog beschriebenen Gegenstand zu!) Dieses Fahrrad hätte auch schon Schrott werden und mit Glück eine Reinkarnation als Konservendose erleben, genausogut aber auch als originalgetreu restauriertes "Kulturgut" enden können. Nein, es ist ein Gebrauchsgegenstand geblieben, von seiner originalen Erscheinungsform ist nur der Zweck erhalten. Es ist ein Unikat geworden, eine Individualität. Eben VICTOR...


Nachtrag ein paar Jahre später:

Bald kam ein anderer Bremsgriff zum Einsatz, ergänzt durch eine Verlängerung mit dem Fragment einer alten Stempelbremse. So wird die Bremse von allen Griffpositionen bedienbar und das Rad bekommt außerdem mehr "Gesicht".

 Ebenso wurde der Scheinwerfer von b&m ersetzt, in dessen Innenleben ein Fehler auftrat, da das Rücklicht nicht mehr mit Strom versorgt wurde. An seine Stelle trat nun eine alte Lampe, die auf LED umgerüstet wurde. Diese Maßnahme kommt auch der Optik zugute, neben dem praktischen Nutzen...













Mit Schalter, betätigt Front- und Rücklicht gemeinsam, Reflektor integriert...

Ansonsten bewährt VICTOR sich im Alltag, das Rad erfüllt alle Erwartungen und zeigt, dass nicht nur neue Räder Spaß machen können, sondern auch richtig alte Geräte das Potential dazu besitzen, wenn man sie sich so zurechtmacht, wie es nötig ist (und einem gefällt). Alles ist wandelbar!








PANDEMIC EDITION

Lockdownprojekt

 

 

 

Fundstück, irgendwas französisches, erkennbar an Huret-Ausfallenden, BCM-Muffen, Mafac-Bremsen, Tretlagergewinde...

Unübliche Stelle für ne Rahmennummer...

Risse in der Lackschicht an den Muffen lassen es notwendig erscheinen, dort den Lack zu entfernen, um sicher zu gehen, dass es sich nicht um Risse im Rahmen selber handelt.

Nein, keine Risse im Metall, scheinbar ist der Rahmen an den gelöteten Muffen elastischer als der alte ausgehärtete Lack. Dabei stellt sich heraus: Der Rahmen hat schon etliche Lackschichten erhalten, die beim Schleifen interessante Effekte ergeben. Warum das nicht als ein Gestaltungselement integrieren?

Etliche Stunden schleifen, betrachten, Zeit nehmen.

- Ein sehr wichtiges Element beim Gestalten von was auch immer: Zeit! Zu oft unterbewertet, dabei die wichtigste Größe, damit sinnvolle zielgerichtete Arbeit entstehen kann. Zeit nehmen, eigentlich Zeit geben, betrachten, wachsen lassen, sich selbst vergessen und ein Stückchen weit selber zu dem Gegenstand werden, der da gerade entsteht.




Irgendwann muß man dann doch zum Ende kommen...

Die abschließende Schicht matten Klarlack auftragen.

Zufrieden...!



Rahmen fertig. Jetzt darf montiert werden. D.h. erstmal Fundus sichten, Optionen auswählen, Teile aufarbeiten, Entscheidungen treffen.

Zum Beispiel. Eigentlich ist wie immer das Buget limitiert, der Recyclinganteil möglichst hoch, der Stil vintage...









Alte, klebrig gewordene Ergo-Griffe werden mit Leder bezogen.


Für die eventuelle spätere Installation einer Lichtanlage die Kabel schonmal in Rahmen und Gabel verlegt, die Enden mit Leder an den Austritten versorgt, ebenso mit Leder der Bremszug am Oberrohr fixiert.

Matt klarlackierte Eschenholz-Leisten - unter Einfluss von Dampf und Hitze gebogen - als Spritzschutz montiert, dazu müssen die Halterungen und Streben hergestellt werden.





Kleine flexible Gummi-Applikationen verlängern die "Schutzbleche" und erhöhen den Schutz gegen Spritzwasser, und schützen das freistehende Ende des Holzes.

Fest angeschraubte kleine Batteriebeleuchtung, fast alles aus dem Fundus, als einzige größere Neuanschaffung neben üblichen Verschleißteilen derzeit wirklich schwer erhältliche (Pandemie? Chinesische Containerkrise?) japanische Reifen. Mit Pannenschutz!


Leichtes schnelles Fahrzeug mit leidlich aufrechter Sitzhaltung, individuell, aber nicht sehr wertvoll, also als Stadtrad voll tauglich. Man kann es auch mal draußen anschließen und stehen lassen. So wird es derzeit auch eingesetzt. Trotzdem großer Wiedererkennungswert.

 

 




BULLS


Ausgangsbasis dieses Projektes ist eines dieser Produkte, die zu Millionen für den schnelllebigen Markt hergestellt werden. Jedes Jahr ein neues Modell, die Zielgruppe dieses Marktsegmentes stellt keine besonderen Ansprüche an Qualität und spezielle Features, Hauptsache fancy und billig. Gebaut für den schnellen Konsum; wenn es verbraucht ist, lohnt sich Pflege und Instandsetzung kaum, man wirft es weg und kauft ein neues, oder lässt es einfach stehen.

Auch dieses Rad stand lang da so rum, halb ausgeschlachtet, wurde oft nachdenklich betrachtet, mit der Frage im Kopf: "Kann man aus dir noch was machen? Eher wohl nicht, denn du bist zu hässlich."

Dass die Hinterbau-Streben oberhalb des Oberrohrs ansetzen, was unharmonisch oder unproportioniert wirken kann und den Kräfteverlauf im Rahmen nicht korrekt abbildet, mag ja Geschmackssache sein. Auch viele hochwertige Räder haben dieses Merkmal. Dass der Rahmen aussieht, als hätte man mal die Werkstatt aufgeräumt und alle Rohre, die  noch lang genug waren, zu nem Fahrrad zusammengeschweißt, ist kurios. Da finden sich eckige Rohre, ovale geschwungene, dicke ovale konifizierte, dünnere konifizierte, sogar ordinäre runde Standardrohre. Hinten Standard-Ausfallenden dran, fertig...

Die Schweißraupen können sich allerdings sehen lassen. Schön gleichmäßig jedenfalls. Aluminium-Schweißkunst. Sicher in Taiwan oder China produziert, dort arbeiten Spezialisten. Oder gut programmierte und gesteuerte Schweißroboter. Schade um das hochwertige Material, um die gute Arbeit für solch schnelllebige Ware.


Die weitere Ausstattung entspricht dem Gesamtbild: Günstige Federgabel, kaum reparierbar, schwer, günstige Komponentengruppen, lieblos arrangiert, nichts besonderes dran.

Nun ist es also doch in der Werkstatt gelandet.

                                       Was ist der Plan?

Da ist eine Person, die soll ein neues Bahnhofsfahrrad haben. Die Person pendelt mit dem Zug zur Arbeit. Am Zielbahnhof steht das Rad in einer Mietbox, in der auch noch ein anderer Pendler sein Rad stehen hat. Vom Bahnhof zur Arbeit geht es deftig bergauf, auf dem Rückweg ebenso bergab. Auf Schotterwegen wie auch im Strassenverkehr, sommers wie winters, im Dunkeln und in Regen und Schnee, jenachdem. Mit dem schweren Rucksack einer Lehrerin im Gepäck.

Sollte sich aus dem hässlichen Entlein nicht doch etwas mausern lassen?

Die Liste der Kriterien für ein zwecktaugliches Gerät ist lang:

Gute Sitzposition, sicheres Handling.

Stabiler Gepäckträger, mit Korb, fest und längs montiert, da in der Box mit zwei Rädern wenig Platz zum rangieren und parken.

Stabiler Ständer am Hinterbau, wegen dem schweren Rucksack.

Zuverlässige Gangschaltung mit genügend Auswahl an Bergaufgängen.

Sehr zuverlässige Bremsen mit geringem Wartungsbedarf.

Verlässliche, genügend helle Beleuchtung.

Spritzschutz, und Kleiderschutz an der Kette.

Griffige, nicht zu schmale Bereifung mit hohem Pannenschutzlevel.

Wenig Wartungsaufwand, Reparaturen beim örtlichen Fahrradhändler mit Standardteilen schnell und günstig durchführbar.

Steht fast das ganze Jahr in der Box und soll jederzeit dienstbereit sein.

Sitzposition und Handling: Der 26"-Rahmen mit dem abfallenden Oberrohr ist stabil, nicht wie die üblichen "Damen"Rahmenformen so naja; Ein- bzw. Ausstieg nicht zu hoch (Oberrohr Höhe etwa Mitte Oberschenkel der Fahrerin); Lenker etwas über Sattelhöhe, relativ breit mit leicht angewinkelten Händen, Haltung aufrecht, leicht nach vorn gespannt. Billiger Touren-Gel-Sattel vom Discounter. Die schwere und disfunktionale Federgabel durch eine starre lange Gabel aus dem Fundus ersetzt, dadurch leichter und direktere Lenkung.

Der Gepäckträger mit Korb: Der Korb war schon mal kaputt. Jetzt hat er einen Blechboden und ist mit vier Schrauben am Gepäckträger fest, lässt sich also recht einfach lösen.

Der Gepäckträger, der am Rad dran war, wird weiterverwendet, aber die Befestigung neu konzipiert. Oben am Rahmen kommt eine aus einer alten 28"Rennradfelge geschnittene Schiene zum Einsatz. Stabil, Radius passt, sie trägt auch das Schutzblech, und führt im Hohlraum das Kabel zum Rücklicht, das auch an ihr befestigt ist.






 

So kommmt das Schutzblech ohne Streben aus, denn die Schutzblechstreben neigen zum sich mit anderen Gegenständen verhaken und verbiegen, Stichwort Box... Hinten steht das Blech nicht über den Reifen hinaus, wenn das Rad also kräftig anstößt, geht das Blech nicht kaputt. Nur eine Gummispitze steht hinten vor und fängt das Wasser ab, das vom Reifen hochgeworfen wird.








Unten an den Ausfallenden wird der Gepäckträger mit seinen Streben an Formteilen aus starkem Alu-Blech vernietet und verschraubt. Diese wiederum werden am Ausfallende angeschraubt. Das macht die Verbindung steifer, der Träger kommt etwas weiter nach hinten (Der Korb kommt so etwas vom Sattel frei und der dicke Rucksack passt besser rein). An den Blechformteilen lassen sich jetzt auch Spanngummis einhaken, das ging vorher nicht. Ebenfalls am rechten Blechteil ist ein Schaltwerkschutz verschraubt. Der Seitenständer war nicht zur Montage an eckigen Rohren vorgesehen, ein Teil musste aus dickem Alublech neu gemacht werden.

Der Spritzschutz vorne: Das vordere Schutzblech, wie das hintere aus Alu, ist wie das hintere sehr kurz gehalten, steht nicht über den Reifen hinaus und hat ein Gummi als Verlängerung erhalten, sodass sich möglichst wenig in der Box oder am Fahrradparkplatz verhaken kann.

Als Kompromiss, um Hosenbeine und Oberkörper ein bisschen zu schützen, ist über die Flaschenhalterschrauben ein Kunststoffteil rahmenfest montiert, vielleicht eine kleine Erinnerung an die Mountainbike-Urahnen. Vorm Hinterrad ein Gummi soll Spritzwasser, Dreck und Streusalzmatsch vom Umwerfer (und den Schuhen, ein bisschen) fernhalten.

Kettenschutz aus Alu, der aus Plastik war kaputt.


Ein freundliches Gesicht hats bekommen. Nettes Lächeln...!

3x7-Schaltung, gutes gebrauchtes Deore-Schaltwerk, alter noch guter Alivio-Umwerfer, alte solide Bremsgriff-Schaltereinheiten mit einfacher Mechanik, die vor allem überwiegend aus Metall besteht! 

Bremsen vorne sind ordinäre bewährte Deore-Bremsen, hinten LX mit Parallelogramm-Mechanik, mal sehn wie sie sich bewähren.

Bei den Reifen kompromisslos auf Pannenschutz und Allwettertauglichkeit gesetzt. Bisher noch keine Erfahrung mit diesen Reifen. Das Ganze hat ja auch durchaus Projektcharakter, time will tell.

Beleuchtung: Frontscheinwerfer und Rücklicht haben Standlicht. Scheinwerfer klein, recht hell (50Lux), am kurzen Halter montiert damit er nicht weit raussteht und leicht anstoßen kann. Rücklicht unterm Gepäckträger gut geschützt und von der Seite trotzdem gut zu sehen. Kabel weitestgehend in Gabel und Rahmen verlegt, gelötete Stecker mit Schrumpfschlauch geschützt. Nabendynamo im neuen Vorderrad.




Das BULLS ist mittlerweile im Einsatz. Der Winter kommt. Äußerlich hat sich das Entlein vielleicht nicht zum Schwan gemausert, eher zu einem netten Pony, was dem angedachten Zweck ja auch viel mehr entspricht. Es wird sich zeigen, ob die angestrebten Eigenschaften erreicht werden und ein zuverlässiges Gerät entstanden ist. Projektcharakter bedeutet ja auch, dass alles änderbar ist.







RICK

 

Wieder mal was geschenkt bekommen:


Was soll man jetzt damit anfangen? Welche Möglichkeiten entstehen vorm inneren Auge?

In den Vorgarten stellen, romantisch verrosten lassen, Blumenkübel dran aufhängen, "Ach die guten alten Zeiten" seufzen?

Oder originalgetreu restaurieren? Schön shiny, sonntags mal ne Oldtimertour machen, so richtig deutsch und spießig? Mit anderen alten Herren "Ach die guten alten Zeiten" seufzen? Auf den einschlägigen Foren klugscheißen? Aber im Alltag lieber E-Bike?

Oder verschrotten? Endlich weg damit und Platz für Neues?

Oder mal wieder was richtig geiles? So ein bisschen was HotRod-mäßiges, dabei schön rattig, ne Prise Steampunk dabei, wenn wir schon bei Labels sind?

Yeah!

Auf zur Tat!

Also mal genauer hinsehn, auch was für sowas zu tun wäre:

Zuerst fallen natürlich diverse wunderbare Details auf: Die schöne Lampe, rostige Patina.

Fichtel&Sachs Dreigang-Nabenschaltung aus Schweinfurt, Jaja die Franken, Modell 55, blauer Schalthebel, richtig alt, mal richtig gut gewesen. Die Erfahrung zeigt aber: Diese Schaltung, so gut sie mal war, lässt sich nicht mehr gescheit richten. Federn ausgeleiert, Zahnradpitting, verschlissene Schaltblöcke etc. Man ist auf Ersatzteile angewiesen, die im Handel nicht mehr vorhanden sind, werden schon lange nicht mehr hergestellt, F&S heißt jetzt Sram und ist modern. Gibts, wenn überhaupt, dann nur noch in Lagern alter Spezialisten, die sich sowas vergolden lassen. (Sitzen da wie Smaug auf seinen Schätzen...)

Hinzu kommt, dass die drei Gänge nicht die Bandbreite hergeben, die für das hiesige Geläuf (zuviele knackige Steigungen) und die angedachte Zielvorstellung dieses Projekts nötig wären. Zielvorstellungen? Man wird sehen.



Ein hübsches Detail, welches zeigt, dass die Option "Vorgartenobjekt" schon Fahrt aufgenommen hatte. Ein Lebewesen erkor sich das Fahrrad als Ruheort aus.



Vorbereiten der Basis, soviel Recycling und Wiederverwendung wie möglich und sinnvoll.

Grundsätzlich die Entscheidung, das Rad basistechnisch weitgehend auf Fernost respektive internationalen Standart umzurüsten. Erste Maßnahme die schon bewährte Tretlagergehäuse-Implantation, BSA-Standart (siehe VICTOR), denn:

Das originale Glockenlager verschlissen und nicht mehr fahrbar.

 

Hier das Gehäuse des alten Glockenlagers, darunter das Gehäuse des Schlachtrahmens, welches noch bearbeitet werden wird.






 

 

Rechte Seite mit eingeschraubtem Tretlager. Die Schrauben fixieren das eingesetzte Gehäuse.





Linke Seite vorm Einschrauben der linken Lagerschale.

Das Tretlager: Gebraucht, spielfrei, leichtläufig, richtige Länge, rein damit. Wenn kaputt, wirds gewechselt.








Am Ende, fertig montiert, nochmal sichtbar die Fixierschrauben, Kurbelgarnitur, Schaltzug, Kabel fürs Rücklicht. Nicht nur das Tretlager lässt sich einfach wechseln, auch das Kettenblatt, z.B. um die Übersetzung zu ändern, oder bei Verschleiß. Sogar das eingesetzte Gehäuse ließe sich wieder lösen und reparieren bzw. wechseln. Nachteil: etwas mehr Gewicht.



Die Basis erstmal soweit vorbereitet. Andere Gabel mit V-Brakes, neues gebrauchtes Vorderrad mit Nabendynamo, neues gebrauchtes Hinterrad mit Shimano Nexus 7-Gang, altes Modell. Dafür muß der Rahmen hinten etwas aufgespreizt werden, das Hinterrad hat ein breiteres Einbaumaß (Die Nabe baut breiter, die Achse ist länger). Ein alter Stahlrahmen kann das verkraften... wurde bei MEISTER, EXPRESS, VICTOR auch gemacht, bisher ohne Schaden. Ob das bei modernerer Stahlvergütung und dünnwandigeren Rohren - Reynolds, Columbus, Tange etc - auch so einfach möglich wäre, mag hier bezweifelt werden. Da müssten andere Maßnahmen stattfinden.

Außerdem hat das Farrad einen neuen Namen erhalten:

                                                                             RICK


Noch ein Detail ist hinzugekommen: Acht Gewinde als Befestigungssockel.

Denn die Zielvorstellung ist, RICK einen rahmenfesten Front-Gepäckträger anzuschneidern!





Nach vielen Überlegungen und Arbeitsschritten sieht das Ergebnis so aus:


Am Unterrohr an den Schraubsockeln verschraubt ist ein doppelter Unterzug aus den Hinterradstreben eines geschlachteten Mountainbikes. Die Rohre gebogen und mit je einer Blechrippe verschweißt. Sie zeigen unterm Frontrack nach vorn,  und auf ihnen liegt die Ladefläche auf.

Am Oberrohr verschraubt sind geschwungene Streben, die das Frontrack seitlich stabilisieren und die Rückwand abstützen.

Verschiedene Flachstähle und Rohrbögen ergeben das Grundgestell und das Rückwandgestell. Die endgültige Stabilität soll durch die am Schluss verschraubten 6mm-Siebdruckplatten gegeben werden.

Den Platten werden an verschiedenen Stellen Löcher und Ausschnitte verpasst, als Zurrpunkte für Spanngurte.


Da ist ja soviel Platz wie in einem Vorgarten! Zumindest scheints so...


Der Gepäckträger lässt sich mittels acht Schrauben einfach an- und abbauen, Unterzüge und Verstrebungen sind ums Steuerlager herumgeführt.

Nach Fertigstellung des Frontgepäckträgers kann nun die Detailarbeit fortgesetzt werden, wie immer müssen an verschiedenen Stellen Lösungen gefunden werden.











Z.B. eine Zugführung für Brems- und Schaltzug am Lenker, ganz einfach: Kupferkabel.




Immer wieder klarmachen: So wenig ekliges Plastik wie möglich, nur wo nötig. Keine Kabelbinder! Wiederverwendbarkeit hat große Priorität, Leder ist die Entdeckung!

In diesem Fall wird der Einsatz von Lederumwicklung exzessiv auf die Spitze getrieben, Züge und Kabel am Rahmen verlegt und umwickelt, Lenkergriffe geflochten. Das Leder wird zum Schluss mit einer Spezialmischung aus Bienenwachs, Walnussöl und echtem Terpentin imprägniert und wetterfest gemacht. Bewährt sich. Auch für Holz, nebenbei.



Schmutzfänger aus altem richtigem Gummi schützt Kettenblatt und Kette und etwas auch die Füße vor Dreck und Spritzwasser vom Vorderrad.


Die alte Lampe und das alte Rücklicht werden auf LED-Betrieb umgebaut und finden einen Platz. Am Lampengehäuse ein kleiner Schalter für vorn und hinten.

Am linken Gabelholm montiert, ist mitlenkendes Licht eine feine Sache, statt fest am Gepäckträger, wie auch oft zu sehen.

Der alte Brookssattel muß repariert werden, er ist vorn vom Nachspannen und dem Alter (und schlechter Pflege?) ziemlich eingerissen, scheint öfter zu passieren, siehe VICTOR...


Unterm Sattel hängt ne alte Stofftasche für Spanngurte und Plastiktüte (Iiihh! aber hier unverzichtbar! aber nimm ne Gebrauchte!) zum Abdecken des Ledersattels bei Regen, besser is das.


Ab jetzt wird RICK im Alltag erfahren und erprobt. Das Fahrverhalten ist leer ganz normal. Beladen zuerst gewöhnungsbedürftig, etwas kopflastig und schwingungsanfällig, aber mit Sicherheit angenehmer als mit einem mitlenkenden Gepäckträger, da das Gewicht nicht an Lenker und Gabel hängt und immer in die Kurve  fällt und gegengelenkt werden muss. Geschätzte 25-30kg waren schon drauf, das Rad ließ sich damit problemlos und flott ohne verkrampfte Arme fahren. Der Tagesrucksack passt locker quer drauf, der Einkauf auf der Heimfahrt noch dazu, kein Problem. Nicht umsonst fährt die Post solche Gepäckträger, und es sei hier auch an das "Bäckerfahrrad" erinnert. Dies sind auch die geistigen Vorbilder für die oben genannte Zielvorstellung gewesen. Das ist in Form eines am Alltag orientierten, praktischen Geräts angestrebt worden.

Ein bisschen HotRod, leicht rattig, ne Prise Steampunk. Kein originaler Oldtimer, kein modisches Zeitgeist-Stadtfahrrad mit Leichtgepäckträger am Lenker (wie nennt man sie? Commuter?). Alt, neu, irgendwas von beidem. Passt zum Fahrer...

Die Übersetzung ist mit einem 48er Kettenblatt und einem 23er Ritzel eher auf Transport ausgelegt, auf der Hausstrecke werden alle sieben Gänge ausgefahren. Die Geradeausgänge sind i.d.R. 5 und 6, bergab ist 7 irgendwann zu klein. Das ist ok, dafür kommt man auch mit Ladung die Steigungen hoch.


Die Sitzposition ist natürlich auch Geschmacksache, abhängig von Vorlieben, aber hier für den Nutzenden gut getroffen (Großer Mensch mit langen Gliedern) - vorläufiges Urteil.

Projekte bleiben im allgemeinen immer im Entstehen und können  bisweilen die Richtung  ändern. Wer weiß, wie RICK sich weiter entwickelt.






 

 

 


VICTOR und RICK, die ungleichen Brüder



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